Wie habt Ihr Euch verändert?
#11
Hallo an alle,

mein Mann ist dieses Jahr im Februar im Hospiz gestorben. Nachdem ich ihn drei Jahre gepflegt hatte, war ich körperlich und psychisch am Ende. Auch weil ich mit dieser Aufgabe alleine war.
Es stellen sich so viele Fragen: Habe ich das richtig gemacht mit dem Hospiz? Hätte ich die zwei Wochen, die er dort war, nicht auch noch geschafft?
Ich muss dazusagen, dass mein Mann nicht gerne weggegangen ist.
Andererseits muss ich, um einem anderen Menschen helfen zu können, selbst in einer guten Verfassung sein. Das war ich nicht und bin es jetzt auch noch nicht.
Obwohl alle aus meinem näheren Umfeld sagen, dass es nicht anders ging, schleicht sich bei mir immer mal wieder das Gefühl von Versagen ein.

Während der Krankheit und dem zunehmenden körperlichen Verfall hat sich auch unsere Beziehung verändert. Aus einem kräftigen, gesunden Mann ist ein hilfloser Pflegebedürftiger geworden. Ist es nicht erschreckend, dass dieses Bild im Bewusstsein erst mal vorherrscht?
Als er im Hospiz war, habe ich angefangen meine Erinnerungen aus unserer Anfangszeit aufzuschreiben. Ich habe es "Briefe an meinen Mann" genannt und habe sie ihm auch vorgelesen. Es hat ihm sichtlich gutgetan. Mir auch.
Nach seinem Tod habe ich erst mal damit aufgehört, aber ich werde es wieder anfangen, schon allein um dieses Bild des Leidens durch etwas Schönes zu ersetzen.

Natürlich hat sich mir die Frage gestellt, ob es jetzt nicht an der Zeit wäre, etwas ganz anderes zu machen, wo der Sinn im Leben ist. Große Entwürfe habe ich da nicht. Vielleicht brauche ich doch noch ein bisschen Zeit.

Heike
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